22.05.2022: 6. Sonntag der Osterzeit

Hier geht es zu den Texten der Liturgie:

Einführung:
Schön, dass wir wieder zusammengekommen sind.
Schauen sie neben und hinter sich. Grüßen sie einander mit einem freundlichen Blick. Es ist ein großes Geschenk, dass wir den Glauben teilen, dass wir gemeinsam Jesus nachfolgen,
dass wir versuchen in seinem Geist zu leben:
erfüllt von seinem Frieden:

Es ist gut, dass wir da sind,
weil uns das Leben von dem guten Gott geschenkt ist.

Es ist gut, dass wir da sind, in dieser Zeit,
in diesen Lebensumständen. Wir danken Gott für unser Leben:

Herr, du bist das Wort, das alles ins Leben ruft.
Du bist die Kraft, die in uns wirkt.
Du lädst uns ein an deinen Tisch.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
als Jugendlicher ging in der St. Wolfgangskirche in Landshut in die Sonntagsmesse. Im Altarraum vorne war ein wandfüllendes Bild vom himmlischen Jerusalem – so wie es in der Lesung gerade beschrieben wurde. Es ist sehr hell und freundlich und einladend.
In der Mitte ist keine Kirche, kein Dom, kein Tempel, sondern Christus:

Liebe Schwestern und Brüder, daran möchte ich uns erinnern:
Gott braucht keine Wohnung. Gott braucht kein Kirchengebäude, um unter uns Menschen sein zu können. Denn Gott ist überall gegenwärtig.
Wenn wir „Gotteshaus“ sagen, sind wir in Gefahr, ein falsches Bild zu entwickeln: Als ob Gott in der Kirche wohnen würde und nicht „in ihrer Wohnung“.

Gott, ist da, wo Menschen leben, Gott ist da, wo Leben ist,
Gott ist da wo Menschen lieben, Gott ist da wo Liebe ist,
Gott ist da, wo Menschen hoffen, Gott ist da, wo Hoffnung ist.
(Detlev Jöcker)

Das ist großartig! Davon bin ich begeistert!

Zugleich bedeutet das, dass jeder Mensch direkt und unmittelbar mit Gott verbunden ist und sozusagen in seinem Licht lebt. Sie brauchen keine Mittler, um mit Gott in Kontakt zu treten.

Das ist wieder wichtig: im christlichen Glauben gibt es keine Rangordnung in der Nähe zu Gott. Sie dürfen ruhig scherzen und sagen, der Pfarrer wäre zuständig fürs schöne Wetter beim Pfarrfest, weil er einen besonderen Draht zu Gott habe. Aber: Das ist ein Scherz, der sich zurecht über den Anspruch amüsiert, Priester seien wegen ihres Amtes oder ihrer Weihe Gott näher – welch unangemessener Standesdünkel.

Ganz im Gegenteil: Gott schenkt seinen Geist jedem Menschen, jedem Lebendigen – und zwar ganz, nicht in Portionen. Dieser Geist weckt in uns die Sehnsucht nach dem Guten, nach Gerechtigkeit, nach Frieden.
Dieser Geist gibt uns die Kraft, anderen Gutes zu tun, gerecht zu handeln und zu urteilen und den Weg zum Frieden zu gehen.

Liebe Schwestern und Brüder,
das Stichwort „Frieden“ ist in diesen Monaten problematisch. Wir sind Zeugen des Unfriedens und müssen zumindest daran denken, dass die Gewalt auch zu uns vordringen kann. Hoffentlich bleiben wir davor verschont. Hoffentlich aber machen die Menschen der Gewalt in der Ukraine bald ein Ende.

„Frieden hinterlasse ich euch“ sagt Jesus zu den Jüngern.

Was ist dieser Friede, der anders ist als der Friede, den die Welt gibt?

Jesus hatte diesen Frieden in sich. Den Urgrund dieses Friedens hat er oft genannt: „Mein Vater liebt mich und ich habe seine Gebote gehalten, weil ich ihn liebe.“
Wir Jünger Jesu sollen verstehen: Der Vater liebt jeden von uns genauso wie Jesus und wir erwidern seine Liebe, wenn wir seine Gebote halten.

So wohnt der Friede Christi in uns – der stärker ist als aller Unfriede, den Menschen in der Welt anrichten können.

Eines ist klar: Wer diesen Frieden in sich hat, dem ist es unmöglich, einem anderen Menschen absichtlich Schaden zuzufügen.
Dieser Friede drängt danach, Schaden vom anderen fernzuhalten und dem anderen Gutes zu tun, Frieden zu bringen.

In dieser Welt wird es aber immer Menschen geben, die nach Macht und Herrschaft über andere streben, die Gewalt anwenden, um ihre selbst­süchtigen Ziele zu erreichen.
Das ist sehr schwer für die, die sich nach Frieden sehnen.

Die Frage nach Gegenwehr oder Gewaltverzicht ist ein Dilemma, vor dem wir immer wieder stehen: Nicht nur Kriegsparteien, sondern auch in unserem privaten Leben. In jedem Streit stehen wir vor dieser Frage.

Jesus hat für sich entschieden, sich und der Liebe seines Vaters treu zu bleiben: Er stand ein für seine Botschaft und genau deshalb erwiderte er die Feindschaft nicht. Darin liegt sein Sieg. Es braucht viel Mut, um diesen Weg zu gehen. Und den Frieden, der von Gott kommt.

Fürbitten

Lektorin: Guter Gott, in dir ist keine Spaltung. Du bist der Friede und von Dir geht Friede aus.
Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für die Menschen in der Ukraine, dass sie den Krieg beenden und den Frieden suchen und dass die Angreifer von ihrem Unrecht ablassen.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für alle Menschen, die unter Krieg leiden und Krieg führen,
    dass sie aufhören einander zu töten.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für alle zerstrittenen Menschen, dass sie versuchen den Streit auch vom Standpunkt des anderen zu sehen und eine gerechte Lösung suchen.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für unsere und für alle christlichen Kirchen: dass wir auf die Stimme des Heiligen Geistes hören und in seiner Kraft das Gute tun.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

  • Wir beten für die Bischöfe: dass sie hellhörig sind und wahrnehmen und achten, was der Heilige Geist in den Glaubenden wirkt. Wir beten, dass sie nicht glauben, etwas Besonderes und besser zu sein.

Alle: Herr sende deinen Geist aus und die Erde wird neu!

Priester: Gott, dein Geist wirkt in uns das Leben. Jedem hast du die Gabe verliehen. Wir wollen auf deine Stimme hören und loben dich und preisen dich, weil du mitten unter uns lebst. Amen.

19.12.2021: 4. Adventsonntag

Einführung: Die Tage vor Weihnachten sind kritische Tage. In der Familie und im miteinander der Staaten ballen sich in manchen Jahren Dramen zusammen. Es gab auch schon Terrorakte gerade um die Weihnachtstage.

Das Lukasevangelium hingegen erzählt eine Geschichte, wie zwei werdende Mütter zusammenkommen und von der Freude, die sie erleben.

In unseren Gottesdiensten müsste die Begegnung mehr Platz haben.
Wenn Menschen sich begegnen, die Liebe bedenken und sich verbünden,
da berühren sich Himmel und Erde und der Friede wächst.

Wir wollen die Liebe bedenken: die Liebe Gottes und wie wir Liebe schenken können.

Herr Jesus Christus,
Du bist das Wort des ewigen Vaters.
Du stillst die Hoffnung auf Frieden.
Du versöhnst uns mit unserem himmlischen Vater.

Tagesgebet:

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder,
ist unsere Zeit wirklich schwer? Aus dem Blickwinkel der Jahre zwischen 1980 und 2000 ganz sicher: In den letzten 20 Jahren musste die ganze Welt und auch wir in Europa und in Bayern viele Krisen überstehen:
Und seit fast 2 Jahren ist es das erste Mal, dass eine Krise wirklich jeden Menschen betrifft und erfasst:
Unser tagtägliches Verhalten wird dadurch bestimmt, Angst und Verweigerung prallen aufeinander, Beruf, Erwerb und Freizeitmöglichkeiten sind eingeschränkt bis hin zur Reglementierung, dass man sich privat nicht nach Belieben treffen kann.

Diese Krise wirkt auch so als ob man eine Decke wegzieht und Dinge zum Vorschein kommen, die man nicht gesehen hat oder nicht sehen wollte:

Es gibt viele Menschen, mehr als man dachte, die unzufrieden sind: 
Sie fühlen sich benachteiligt, und sie haben oft wenig Einkommen,
sie fühlen sich von der parlamentarischen Demokratie übersehen und nicht ernstgenommen. Sie haben Wut im Bauch, die in Hass umschlägt und auch in Gewalt.

Der Propheten Micha lebte in einer Zeit, in der es ähnliche Erfahrungen gab: Viele waren unzufrieden, weil die Männer um König Ahas in Jerusalem sich immer mehr Macht und Einfluss verschafften und die einfache Bevölkerung auf dem Land immer ärmer machten.

Micha protestierte dagegen: „Ihr erbaut den Tempel mit Blut und die Stadt Jerusalem mit lauter Unrecht!“ Er droht: „Jerusalem wird ein Trümmerhaufen werden!“

Micha ist ein Bauernprophet aus dieser unteren Einkommensschicht, aber ein Prophet: einer, der im Namen Gottes spricht: er ruft nicht zum Umsturz auf. Er redet den Reichen und Mächtigen ins Gewissen, damit sie erkennen, wohin ihr Handeln führen wird und damit sie das ausbeute­rische Unrecht beenden. Er sagt: Wenn ihr nicht auf Gott hört und wieder Gerechtigkeit übt, wird das Unheil kommen nicht nur über die anderen, sondern auch über euch.

Liebe Schwestern und Brüder, ich befürchte, dass das für alle Zeiten gilt:
Wenn die Reichen und Mächtigen den Bogen überspannen, wenn sie unersättlich immer noch mehr Reichtum und Macht sammeln, endet es am Schluss in der Katastrophe.

Darum hoffe ich sehr, dass unsere Gesellschaft, unsere Parlamente und die Interessensgruppen, sich aufraffen und etwas ändern:

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn der Ertrag der produktiven Arbeit wieder mehr in die Hände derer ginge, die ihn erwirtschaften.

Welch ein Ruck ginge durch die Gesellschaft, wenn man darauf achtet, was die wahren Ursachen jener Wut sind, die sich in Parolen Luft macht, die eher die wahren Probleme verdecken und sie deshalb auch nicht lösen werden – selbst wenn ihre Anführer die Macht erringen würden.

Doch viel zu viele Menschen– die Reichen und Mächtigen und die wütenden und oft auch hasserfüllten Menschen – laufen dem Irrtum nach, sie könnten aus eigener Kraft ihr eigenes Glück schmieden – nur für sich und ihre Freunde und sagen: „Gott brauche ich dazu nicht!“

Doch gerade und besonders der Glaube an Gott versetzt uns in die Lage, nicht das eigene Wohl, nicht den eigenen Wunsch in die Mitte zu stellen, sondern das Wohl des anderen zu suchen wie das eigene.

Ja, auch wir Glaubenden lassen uns blenden: auch wir genießen den Wohl­stand und fragen nicht immer, wie er entsteht. Oft sieht es so aus, als würden auch unsere Anführer die Menschen ohne Macht und Geld übersehen. Die Mitren und Hirtenstäbe und Messgewänder glänzen von Gold und Seide.

Darum sollten wir auf den Propheten Micha hören: Es gibt keinen Frieden, wenn nicht auch die Armen daran Anteil haben. Die Menschen, die in „Bethlehem“ wohnen. Von den missachteten Leuten kommt die Rettung. Selig sind, die glauben, was Gott ihnen sagen lässt:
Frieden und Gerechtigkeit sind die zwei Seiten einer Medaille und sie gedeihen gebettet in Barmherzigkeit und Sanftmut.

Fürbitten

Pr.: Gott, Vater der Armen und Retter der Machtlosen. Wir bitten dich:

  • Für die Menschen in Bethlehem, die umgeben sind von haushohen Betonwänden und nur mit großen Hindernissen ihre Stadt verlassen dürfen: dass sie Frieden erleben dürfen, als gleichberechtigte Bürger in ihrem Land.
  • Für die Menschen, die voller Wut und Hass sind, dass ihre Not gehört wird und dass sie zur Besinnung kommen und nicht durch Gewalttaten ihren berechtigten Anliegen schaden.
  • Für die Nationen Europas und Russland: dass sie sich nicht der schein­baren Zwangsläufigkeit hin zu militärischer Gewalt ergeben, sondern im Gespräch die Konflikte austragen und nach fairen Lösungen suchen.
  • Für unsere ganze Gesellschaft: dass die Abscheu vor Gewalt gegen Menschen und Sachen tief in uns einwurzelt und wir stattdessen den Frieden lieben und das Leben und den Besitz des anderen achten.

Pr.: Gott, du sendest Jesus in diese Welt, um uns zu versöhnen. Um deines Namens willen, sende deinen Geist in die Herzen der Menschen,
dass sie den Frieden suchen – in allem, was sie tun. Amen.


04. Dezember 2016: 2. Adventsonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten: schott

Was macht die Katze mit der Maus?
Was macht der Löwe mit der Gazelle?
Was macht das Krokodil?
Was macht der Mensch?

Es ist ein Fressen und Gefressen werden in dieser Welt?
War das immer so? Muss das immer so bleiben?

Die Bibel – das Alte und das Neue Testament – spannen einen weiten Bogen: Am Anfang sei ein Paradies gewesen. Da hätten Adam und Eva ungeschützt – nackt – wohnen können und vor nichts und niemand Angst haben müssen.

Dass Lebewesen einander fressen, das kann nicht Gottes ursprüngliche Schöpfung sein. Die Ordnung der Schöpfung ist verdorben worden – durch die Arglist, durch den Neid, durch das Aufbegehren gegen die Geschöpflichkeit. Dieser Gedanke steht hinter der biblischen Dichtung.

Da kein Mensch Gott in die Karten schauen kann, erfahren wir in der Geschichte vor allem etwas über den, der so denkt:
Er sehnt sich nach Frieden. Keine Gefahr, keine Angst.

Bis heute fragen wir: Warum fressen Lebewesen einander in dieser Welt?

Die Bibel spannt den Bogen bis ans andere Ende der Weltgeschichte und sagt: Es wird so sein, dass Friede ist zwischen allen Lebewesen: Kuh und Bärin werden Freunde und ihre Jungen liegen beieinander. Niemand tut Böses, es gibt kein Verbrechen.

Die Sehnsucht ist Frieden. Ein Leben ohne Gefahr, ohne Angst.

Das liegt für den Menschen in weiter Ferne: das ist klar. Das ist bis heute so. Aber die Sehnsucht nach Frieden ist lebendig im Menschen.

Durch wen wird dieser Friede eines Tages kommen?

Ein junger Trieb aus dem abgehauenen Baum Isais wird Frucht bringen.
sagt Jesaja. Er wird für Gerechtigkeit sorgen – und benötigt dazu keine Waffen – sein Wort genügt.

Johannes hat auf ihn hingewiesen – auf den, der nach ihm kommt – auf Jesus von Nazaret.

Jesus sprach vom Reich Gottes, vom Frieden – aber seine Gedanken sind anders als die des Propheten Jesaja und auch als in der Paradies-geschichte: Er sagt:

Auf der Erde unterjochen die Könige ihre Untertanen.
Es gibt Kriege und es wird immer Arme geben –
Erdbeben und Überschwemmungen, Sturm und Blitz.

Jesus hat das nicht geändert. er konnte es nicht ändern und deshalb wollte er es auch nicht.

Dennoch war seine Botschaft eine Friedensbotschaft, denn sie verändert jede und jeden, der auf ihn hört:
Bei euch soll es nicht so sein. Wer bei euch der Größte sein will, soll der Diener aller sein. Tut denen Gutes, die euch hassen.
Das Reich Gottes ist mitten unter euch:
Glaubt nicht, dass es ohne euch kommt. Es kommt durch mich und durch euch.

Ihr seht es doch: Sünden werden vergeben, Kranke werden gesund,
das Reich Gottes ist da – wenn wir es durch friedvolles Tun errichten.

Das Reich Gottes, das Riech des Friedens, kann kommen – jederzeit – durch uns.

Das hört sich fast an, als ob Gott dafür gar nicht nötig wäre:
Doch Jesus glaubt bis in die tiefste Fasen an seinen himmlischen Vater:

Diese Schöpfung hat ihren Ursprung in ihm. Das Leben des Menschen führt ihn zu Gott und Gott schenkt dem Menschen Anteil an seiner Herrlichkeit. Kein Haar bleibt ungesehen, das vom Kopf fällt.
Doch dieser Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, ist der Friede der kommenden Welt.

In dieser Welt ist uns der Friede aufgetragen – in der Nachfolge unseres Herrn, der gerade deshalb für uns die Frucht aus dem jungen Trieb ist.
Er ist das Zeichen für die Nationen: das Zeichen des Friedens.